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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
David ist auf der Flucht vor Saul. Saul ist wie besessen von dem Gedanken, dass David ihm den Königsthron entreißen könnte. Statt mit Gott ins Reine zu kommen, dem Saul die oberste Königswürde streitig gemacht hat, stellt er dem kleinen David nach. David hat inzwischen eine Schar Männer mit deren Familien um sich gesammelt, die ihm zur Seite stehen. Es sind Männer, die keinen Platz in der Gesellschaft gefunden haben, die keine Perspektive mehr haben, die nichts mehr zu verlieren haben und sich deshalb voll für David einsetzen. Gemeinsam mit ihnen erobert David eine Stadt der feindlichen Philister und will sich nun in Ruhe innerhalb der Stadtmauern zu neuen Taten sammeln. Doch daraus wird nichts. Saul bekommt davon Wind und riegelt die Stadt von außen ab. Schlecht für David, der nun in einem Gefängnis sitzt. Ihm gelingt die Flucht in die Wüste, wo ihm bald auch wieder Saul nachstellt. Die Lage wird brenzlig für David, da – es ist offensichtlich Gottes Eingreifen – wird Saul durch einen erneuten Philisterangriff abgelenkt und muss David ziehen lassen. Aber wie lange wird das Versteckspiel weiter gehen? Wie wird der Herr Davids Sache hinaus führen? 1.Samuel 24,1-8a Wie ein roter Faden spinnt sich der Begriff "Hand" durch diese Erzählung. Mit wem ist die Hand Gottes? Wem ist David in die Hand gegeben und wem ist Saul in die Hand gegeben? Saul sucht dieselbe Höhle auf, in der David schon weilt und Gott gibt Saul in Davids Hand. Was tut die Hand, in die Gott den Feind gegeben hat? Sie schneidet einen Zipfel des Mantels ab. Nach damaliger Rechtsauffassung tastet David damit die Person an, er begeht so etwas wie Hausfriedensbruch. Doch dann hält er inne. Es schlägt ihm das Herz, das Gewissen meldet sich. Eine klassische Versuchungsgeschichte. Was ist Gottes Wille? Die Freunde flüstern ihm ein: Es ist Gottes Wille, dass du das Gericht an ihm vollstreckst. Doch David lässt sich von ihren Einflüsterungen nicht verführen. Statt ihnen nachzugeben nach dem Motto "da kann ich nicht Nein sagen ..." sagt er ein deutliches Nein. Er erkennt, dass das scheinbare Gottesgeschenk ihn von Gott weg bringen will. Und er führt uns hier sehr deutlich vor Augen, dass die eigentliche Gefahr für unser Leben nicht von außen kommt. Die Verräter, die Saul Davids Aufenthaltsort in der Wüste verraten haben, konnten ihm nicht ans Leben. David hatte immer eine Fluchtmöglichkeit. Die eigentliche Gefahr kommt von innen – damals wie heute. Stimmen, die uns überreden wollen, unseren eigenen Willen für Gottes Willen zu halten. Rache und Wut, die sich in unserem Inneren aufstauen und nach Vergeltung suchen. Verletzungen, die sich bei passender Gelegenheit zu Wort melden und ihren Anspruch geltend machen. Die alten Worte der Schlange im Paradies eben in immer neuen Variationen: Sollte Gott gesagt haben? Willst du nicht selbst bestimmen, was gut und böse ist? Willst du nicht selbst Hand anlegen, um die Verhältnisse klar zu stellen? Um diese Versuchung von innen geht es in der Höhle von En-Gedi und in unserem Leben. Deshalb ist diese Episode im Leben des David wichtig für uns heute. Als wir über die Geschichte am Familientisch redeten, erinnerte uns meine Tochter an eine Geschichte von einem Mädchen, die wir von einer Kassette kennen. Das Mädchen machte bei einem Malwettbewerb mit. Sie besuchte die Ausstellung der Bilder und war mit ihrem Werk sehr zufrieden, bis sie einen wunderschön gemalten Zoo entdeckte, der ihr Bild klar in den Schatten stellte. Sie kämpfte mit sich. Es lag so nahe, mit einem dicken Strich das Bild zu zerstören. Und dann würde sie bestimmt den ersten Preis gewinnen. Doch sie hielt inne. Irgend etwas hielt sie ab und schließlich wurde sie Zweite im Wettbewerb und dankte Jesus, dass er sie bewahrt hatte, dem anderen Kind zu schaden. Eine Kindergeschichte und doch eine Geschichte auch aus unserem Leben. Da sind es dann nicht mehr die gemalten Bilder, aber vielleicht die bessere Arbeitsstelle, das renommiertere Ansehen, die schöneren Urlaubsziele, die fröhlichere Familie. Anlässe, die uns in Versuchung führen, selbst Hand anzulegen, für uns das Beste aus der Situation heraus zu holen und anderen zu schaden. Vielleicht noch drängender wird die Thematik für uns als Gemeinde. Nehmen wir die beiden Erwählten Saul und David und setzen wir uns ein. Zwei Erwählte in Jesus Christus, die mit ihm ausersehen sind, Kinder Gottes zu sein. Aber sie sind sich nicht einig. Sie haben einen schwerwiegenden Konflikt, der sich an Kleinigkeiten entzündet hat, aber nicht aus der Welt geschafft werden konnte. Die beiden gehen sich aus dem Weg. Einer ist sauer auf den anderen und schiebt ihm die Schuld und Verantwortung für den Konflikt in die Schuhe. Dann ergibt sich für den einen die Gelegenheit, bei einem gemütlichen Zusammensein in Abwesenheit des anderen mal so richtig Dampf abzulassen. Man kann auch sagen abzulästern. Er fühlt sich danach befreit, aber irgendwie auch wie ein Verräter. War das Gottes Wille, es dem anderen so heimzuzahlen? Ein anderes Beispiel. Ich bin in einer Notlage und bitte jemand, mir zu helfen. Aus für mich fadenscheinigen Gründen will sie mir nicht helfen. Ich habe leider ein Elefantengedächtnis. Als die andere mich Wochen später um einen Gefallen bittet, sage ich ihr ins Gesicht: Wie es in den Wald hinein schallt, schallt es wieder heraus. Ich helfe nicht. Doch das befriedigte Gefühl, es ihr endlich gesteckt zu haben, stellt sich nicht ein. Ich bin unzufrieden mit mir selber und wage nicht, nach Gottes Urteil in dieser Sache zu fragen. Eine dunkle Ecke in meinem Herzen entzieht sich dem Licht Jesu. Und noch ein Beispiel. Zwei engagierte Mitarbeiter laden zu ihren Aktivitäten ein. Der eine kommt nicht zu dem Abend, den die andere liebevoll für die Gemeinde vorbereitet hat. Er sagt ihr nicht, warum er nicht kommen kann, sie wertet es als Desinteresse, ja sogar als persönliche Abneigung gegen sie. Einige Zeit später lädt er zu einem Missionstreffen ein. Sie kommt natürlich nicht, obwohl sie sich sehr für die Mission interessiert. Sie will ihn damit verletzen und es gelingt ihr. Beide gehen sich fortan aus dem Weg. Andere werden darauf aufmerksam und fragen sich, ob zentrale Leute in der Gemeinde so miteinander umgehen sollten. Fragen wir danach, was Gottes Wille im konkreten Fall ist? Oder gehen wir davon aus, dass wer mit Jesus lebt, automatisch das Richtige tut und lässt? Wie ist das denn, können wir automatisch Nein sagen, wenn die Versuchung vor unseren Füßen liegt? Im Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom gibt
er den Gemeindegliedern folgenden Rat (Römer 12,17-21):
Besonders dieser Hinweis auf Essen und Trinken erscheint mir sehr lebensnah. Wie kann ich oftmals die Situation umdrehen, wenn ich statt mir Rachefeldzüge auszudenken zu Tisch einlade. Wie kann uns auch das Abendmahl verändern, weil Jesus uns nicht Gleiches mit Gleichem vergilt, sondern uns Gutes tut und unsere Herzen gewinnt. David bekommt im entscheidenden Augenblick Gewissensbisse. Sein Frühwarnsystem schlägt an. Es ist Gottes Erbarmen, das ihn davon abhält, Hand an den von Gott erwählten König Saul zu legen. Er hätte damit seine eigene Erwählung weggeworfen, sich als zukünftiger König disqualifiziert. Es ist gut, wie David sensibel für das Frühwarnsystem Gottes zu sein. Unser Gewissen kann wie ein Schweizer Käse mit großen Löchern sein, es kann aber auch - geschult durch die Bibel, durch die Gemeinschaft und den Austausch mit Christen, durch das Gebet - hellhörig für Gottes Wille werden. Denken Sie an eine Entscheidung, die nicht so lange zurück liegt. Haben Sie da eine Nachdenkpause eingelegt, um sich zu überlegen, was Gott von Ihnen in dieser ganz speziellen Situation wollte? Haben Sie Ihr Gewissen gehört und war es im Nachhinein eine Stimme, die Sie auf die richtige Spur geführt hat? Wer ist am Ende verschont worden? Saul oder David? Saul ist Gottes Gericht letztlich nicht entkommen. Doch David musste nicht zum Werkzeug seines Untergangs werden. Eigentlich ist in En-Gedi David verschont worden. Er wurde nicht zum Mörder des Erwählten und Gesalbten. David hat die Versuchung bestanden und wurde damit ein Wegweiser auf den vollkommenen König Jesus Christus. Jesus ist seit Anfang seines Wirkens vom Teufel versucht worden. Doch er hat Nein gesagt, er hat den scheinbar leichteren Weg zu Ansehen und Erfolg nicht gewählt. Bis in die Todesstunde traf ihn die Aufforderung "Hilf dir selber". Aber er gab sich ganz in Gottes Hand. Damit ist er uns voraus gegangen und hat uns für alle Zeit zugesagt, unser Begleiter gerade in diesen Zeiten zu sein, wo die Versuchung vor unseren Füßen liegt und uns von Gott weg bringen will. Doch wie David werden wir nicht immer Nein sagen und Jesu Führung nicht immer klar erkennen. Da gilt es besonders, an Jesus festzuhalten und auf sein Erbarmen zu vertrauen. Er vergibt und lässt uns wieder neu beginnen. Er lässt uns nicht für immer fallen, denn wir gehören zu ihm. Doch er möchte, dass wir wachsen, wachsen die Versuchungen zu erkennen, wachsen im Nein Sagen, wachsen ihn besser zu hören im Alltag. Die Hand Gottes ist der rote Faden nicht nur in Davids Leben, sondern auch in unserem Leben. Wir sind in seiner Hand geborgen. Doch wir werden auch in die Pflicht genommen. Gott gibt uns einander in die Hand. Wir sollten uns gegenseitig nicht aus allzu menschlichen Motiven fallen lassen Wir können einander Gutes tun, was der Liebe Jesu entspricht. Gott selbst ist Richter und er wird für uns streiten. Am Ende der Begegnung in En-Gedi kommt es zu einem Gespräch zwischen David und Saul. 1.Samuel 24,8b-23 Als David ausgeredet hatte, fragte Saul: "Ist das wirklich deine Stimme, mein Sohn David?" Und er brach in lautes Weinen aus. Dann sagte er zu David: "Du bist im Recht gegen mich. Du bist gut zu mir gewesen, obwohl ich dir Böses angetan habe. Heute hast du es bewiesen; denn du hast mich verschont. Der HERR hatte mich in deine Hand gegeben, aber du hast mich nicht getötet. Wo kommt so etwas vor, daß einer seinen Feind in der Hand hat und ihn unbehelligt laufenläßt? Der HERR wird dich dafür belohnen. Ich weiß ja, du wirst König werden, und in deiner Hand wird das Königtum in Israel festen Bestand haben. Saul ist tief beschämt, dass David ihn, den erbitterten Verfolger, am Leben gelassen hat. Saul erkennt nun, dass David sein von Gott bestimmter Nachfolger wird. Damit spricht Gott selbst David gerecht. Sollte das nicht auch für uns gelten? In diesen Tagen ist mir ein Wort wichtig geworden
und es fasst gut zusammen, was David in der Höhle En-Gedi erlebt hat:
Cornelia
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