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Liebe Gemeinde,
Von Gott spüre ich den Auftrag, Menschen zu helfen, in Kontakt mit Gott zu kommen und zu bleiben, Jesus im Gemeindeleben erfahrbar werden zu lassen. Wie soll das gehen ohne Gemeinschaft? Meine leeren Hände waren mir überdeutlich bewusst. Beim Lesen der nachösterlichen Berichte fand ich mich bei den sieben Jüngern wieder, die am See Genezareth, nahe der Stadt Tiberias, beisammen waren. Ostern war vorbei. Eigentlich hätten die Jünger voller Freude sein müssen. Sie sind dem Auferstandenen begegnet, haben ihn leibhaftig gesehen. Man würde doch erwarten, dass sie voller Freude anderen davon erzählten und ihre Freude übersprang. Stattdessen wirken sie hier am Seeufer eher kleinlaut, ratlos, desorientiert. Längst haben sie Jerusalem verlassen, sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Petrus scheint das Herumsitzen und Warten auf bessere Zeiten nicht mehr aushalten zu können. „Ich gehe fischen“, ruft er den anderen zu. Er geht zurück an die Arbeit, die er gelernt hatte, und die anderen schließen sich an. Die Sieben hatten Ostern Jesus lebendig wiedergesehen. Sie wurden Zeugen, dass Leben in Ewigkeit mit Jesus möglich ist und Gott mit ihnen bleibt, sogar im Tod. Und was machen sie? Fischen gehen! Ein bisschen geht es mir ja auch gerade so. Vor Corona bestand ein wichtiger Teil meines Alltags darin, Menschen zu besuchen, ihnen in ihren oft schwierigen Lebensführungen nahe zu sein, am Krankenbett zu sitzen und ihre Hand zu halten, mit der Jungschar die Welt mit Jesus zu entdecken. Und nun heißt es, telefonieren, Emails schreiben, auf Abstand am Gartenzaun grüßen und die Kranken ganz zu meiden. Gerade dort würde ich die wichtigste Botschaft der Welt hinbringen: „Gott liebt dich. Er will dir nahe sein. Er sieht deinen Kummer und deine Not, deshalb steht Jesus dir zur Seite.“ Und ich „gehe fischen“ in meinem Homeoffice. Es ist eine Zeit des Wartens, der eingeschränkten Möglichkeiten, der Unsicherheit, wie es weitergeht. Johannes 21,4-13
Predigt ohne Worte
Jesus steht auch bei unseren erfolglosen Fischfangaktionen am Ufer. Er füllt uns die Netze leider nicht im Voraus und auch oft nicht beim ersten Versuch. Er füllt sie uns, um auf sich aufmerksam zu machen. Er zeigt uns, dass keine Not zu groß ist, als dass er sie nicht sieht und wenden kann. Es geht ihm nicht darum, ob wir Erfolg haben oder nicht, sondern dass wir unsere Hände ihm entgegenstrecken, dass er sie füllen kann. Diese Begegnung am See ermutigt mich. Jesus sieht unsere Sorgen in dieser Corona-Zeit. Er kennt unsere leeren Hände: Wir wissen nicht, wie es gut weitergeht. Wir haben Angst vor der Krankheit. Wir vermissen die Mitmenschen. Wir leiden unter den wirtschaftlichen Folgen. Er kann die Hände füllen, uns beistehen, uns kreative Auswege zeigen und die Solidarität unter uns stärken. Petrus führt zu Jesus
Mit seiner Initiative wird Petrus zum Lotsen für die anderen sechs Jünger. Sie hätten ja ganz selig ihren Fang bewundern können, als wäre es ihr Verdienst gewesen. Sie hätten sich als Team feiern können. Sie hätten zum nächsten Fisch-Vertriebszentrum rudern können, um das schnelle Geld zu machen. Doch Petrus leitet sie zu Jesus ans Ufer. Denn nicht die vollen Hände sind das Wesentliche, sondern der ist wesentlich, der die Hände gefüllt hat. Bei allem, was wir erleben, nicht nur in den Notzeiten, ist Jesus unser Ansprechpartner, der mit uns in Verbindung sein will. Er lässt es in unserem Alltag immer wieder Ostern werden, wo wir ihm neu begegnen, Hoffnung und Orientierung bekommen. Jesus hat die Mahlzeit
schon fertig
Sein Ziel ist, uns zu stärken, auf dass wir, gestärkt von Jesus, anderen die Mahlzeiten zur Stärkung zubereiten können. Ich frage mich, wie Jesus mich stärkt. Er tut es im Moment durch Menschen, die mir Mut machen mit einem kurzen Gruß, einem guten Gespräch, einem Impuls, der mich auf neue Gedanken bringt. Andere erzählen, wie sie Jesu Nähe bei einem Spaziergang in der aufblühenden Natur spüren, beim Lesen eines guten Buches, beim Musizieren oder Musikhören. Ich erlebe Jesu Stärkung auch in dieser Begebenheit am See. Ich bin bei den Sieben dabei, eine Jüngerin mit leeren Händen, die Jesus zum Essen einlädt, damit sie mit neuer Kraft an ihre Aufgaben gehen kann. 153 Fische im Netz
Jesus öffnet auch uns Türen in diesen Corona-Zeiten. Er hält uns trotz Abstandsregeln beisammen und ermöglicht, auf andere Weise über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Als ich vor kurzem beim Reifenwechsel war, ergab sich so ein Gespräch ganz unvermutet beim Warten. Ohne Corona hätte ich im Wartebereich gesessen und gelesen, nun standen wir im Abstand ungemütlich vor den Werkstatttoren. „Unser Herrgott will uns doch mit Corona etwas sagen“, so begann meine Gesprächspartnerin, eine offene Tür, um über diesen Herrgott tiefer ins Gespräch zu kommen. Jesus kann und er tut, damals am Seeufer bei Tiberias und heute, gerade wenn die äußeren Umstände dagegen zu sprechen scheinen. Auch wenn die Kirchen diese Woche noch leer sind, kann er sie auf seine Weise füllen wie die Netze damals. Amen. Cornelia
Trick
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