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Liebe Gemeinde,
Gründonnerstag-Abend war Jesus mit seinen engsten zwölf Freunden zusammen, um mit ihnen das Passa-Mahl zu feiern. Er nahm das Brot und gab ihm eine neue Bedeutung. Es sollte die Freunde erinnern, dass Jesus ihnen leibhaftig nahe sein wollte und ihnen Leben schenkte. Auch dem Kelch mit Wein, der in der Gruppe herumgereicht wurde, gab er eine neue Überschrift. Dieser Kelch, so sagte Jesus, war Zeichen eines Bundes, den Gott einseitig mit den Menschen schloss. Für mich übersetze ich diesen einseitigen Bundesschluss mit einem Vergleich. Ein Bräutigam sitzt im Standesamt und antwortet auf die Frage der Standesbeamtin mit Ja. Doch die Braut zögert, ja sie läuft vielleicht weg. Der Bräutigam ist zwar enttäuscht, aber er räumt seinen Platz nicht. Er bleibt sitzen und wartet. Vielleicht geht irgendwann die Standesbeamtin, doch das schreckt den Bräutigam nicht. Er bleibt und harrt aus, gelassen, liebend, sehnsüchtig. Wer am Abendmahl teilnimmt, vom Brot isst und vom Saft trinkt, kostet von dieser Liebe Gottes, die zuvorkommend ist, die wartet auf ein Ja, egal, wie lange es dauert. Nach dem Mahl zieht die Gruppe die Passa-Lieder singend zum Ölberg außerhalb der Stadt. Es ist ein bevorzugter Ort Jesu, wo er gerne betet, mit Gott in Verbindung ist. Warum gerade da? Ist es der Blick auf die Stadt Jerusalem? Ist es die Einsamkeit und Schönheit dieses Gartens? Ist dieser Garten eine Erinnerung an den Garten Eden, wo Gott den Menschen so nahe war? Markus 14,32-42
Wenn ich könnte, würde ich mich ganz still zu den Jüngern und zu Jesus gesellen. Da sind die Jünger. Gerade noch haben sie gefeiert, dass Jesus sich mit ihnen verbindet, und jetzt sollen sie außen vor bleiben, sich hinsetzen, während Jesus mit dem kleinen Kreis zum Gebet weitergeht. Worüber hätte ich mich mit den Jüngern unterhalten? Über das Abendmahl vielleicht. Dass ich erlebt habe, wie beim Essen und Trinken, bei Jesu Zuspruch Steine von meiner Seele gepurzelt sind. Wie ich hoffe, dass jetzt etwas Neues beginnen kann, mit Gottes Kraft und Segen. Die drei engsten Freunde gehen mit Jesus weiter. Ihnen offenbart er sein Innerstes. Angst und Schrecken überfallen Jesus plötzlich. Verzweiflung und Todessehnsucht empfindet er. Kein Wunder, dass er sich den Beistand seiner engsten Freunde wünscht. Auch hier habe ich ein Bild vor Augen, einen Seiltänzer, der über eine tiefe Schlucht balanciert. Wie gut, wenn ein Netz unter ihm ausgespannt ist. Für den Fall, dass er stolpert, wird es ihn auffangen. Dieses Netz ist für mich das Gebet der Freunde. Sie können Jesus mit ihrer Fürbitte Sicherheit geben: Selbst wenn dir die Kraft fehlt, wir sind da und bringen dich vor Gott, bitten ihn für dich. Jesu Ängste in dieser Situation sind so menschlich. Ihm ist klar, was in den nächsten Stunden auf ihn wartet: Verrat, Folter, Schmerz, Tod. Würde er durchhalten oder an seiner Mission scheitern? Er hofft, dass seine Freunde ihn verstehen, sein Gebet verstärken, ihm helfen, Gottes Willen zu folgen. Doch diese Hoffnung zerbricht. Nicht nur einmal findet Jesus sie schlafend vor. Auch beim zweiten und dritten Mal sind sie eingeschlafen, als Jesus nach ihnen schaut. Das kommt mir ebenfalls sehr menschlich vor. Sie sind satt, sicher auch müde von einem aufregenden Tag in der Großstadt. Und im Garten ist es dunkel und still, was hält sie da wach? Ich könnte bei ihnen sein, eingeschlafen, obwohl es gerade jetzt darum geht, Jesus nahe zu bleiben. Mir kommt in Erinnerung, wie jemand bei einem Gerichtstermin fest mit meiner Fürbitte gerechnet hatte. Als er mir erzählte, wie es ihm ergangen war, musste ich zugeben, dass ich den Termin einfach vergessen hatte. Nicht auszulöschen ist die Erinnerung daran, ein Mahnmal, und trotzdem könnte es wieder passieren. Nach drei Gebets-Phasen hat Jesus Klarheit. Nicht die Ängste siegen. Er sieht seinen Weg in den Tod vor sich und nimmt ihn an. Er geht mit den Menschen nicht nur in die Niederungen des Alltags, sondern bis in den Tod. Er ist uns so nah, näher kann er uns nicht kommen. Und damit nimmt er auch unsere Lebenslasten auf sich und setzt unsere Lebens-Konten von Minus auf 0. Ein für allemal hat er sich mit uns verbunden im Leben und im Sterben. Auch in Todesängsten sind wir nicht allein. Jesus brauchte das Gebet der Jünger nicht, um seinen Weg zu finden. Aber für sie wäre es wichtig gewesen, wach zu bleiben. Denn sie hätten dadurch die Nähe zu Gott erlebt, sie hätten ihre Kraftreserven auffüllen können. So konnten sie der Bedrängnis der nächsten Stunden nichts entgegensetzen, konnten Jesus nicht nahe bleiben, sondern flohen, als Jesus festgenommen wurde. Jesus bat die Jünger, ein Sicherungs-Netz unter ihm aufspannen, so schien es. Aber Jesus war mit einer starken Rettungsleine längst mit Gott verbunden, er war auf ihr Netz nicht angewiesen. Ihre Fürbitte hätte ihnen selbst geholfen, wäre ihre Verbindungsleine zu Gott gewesen, das haben sie verschlafen. Bleiben und Wachen, wie
kann das 2020 aussehen?
Wie kann ich die Schnittstelle aktivieren? Zum Beispiel heute, wenn ich mir mit Brot und Kelch vergegennwärtige, was Jesus für mich tut. Er gibt sein Leben für mich, damit ich lebe in Zeit und Ewigkeit. In der Nacht, in der er
verraten wurde, nahm der Herr Jesus das Brot. Er sprach das Dankgebet,
brach das Brot in Stücke und sagte:
Cornelia
Trick
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