In Jesu Fußspuren (Lukas 5,27-29)
Gottesdienst am 25.10.2020 in Brombach

Liebe Gemeinde,
wenn Jesus heute mit uns auf dieser Erde lebte, würde er wohl zu den Menschen am Weg nicht sagen: „komm, folge mir nach“, sondern „sei mein Follower auf Instagram“, sieh dir mehrmals täglich an, was ich poste, schau meine Videos an und begleite mich so auf Schritt und Tritt. So hätte Jesus heute eine viel größere Reichweite, könnte zur gleichen Zeit mit Millionen von Menschen unterwegs sein. Damals bei Jesus und heute bei den Influencern im Internet ist die Absicht die gleiche. Beziehungen sollen geknüpft werden, durch Vorbild soll geprägt werden, eingeladen werden zu einem ähnlichen Lebensstil. Und wer folgt beziehungsweise Follower ist, will etwas von dem Vorbild ins eigene Leben übernehmen. 

Als Gemeinde feiern wir an diesem Sonntag den Abschluss des zweijährigen Kirchlichen Unterrichts mit der Einsegnung. Die Jugendlichen lernten Gott näher kennen, entdeckten biblische Inhalte und begegneten Jesus. Sie wünschten sich für diesen Gottesdienst das Thema „Nachfolge Jesu“. Eine Jesus-Begegnung habe ich herausgegriffen, kurz und prägnant ist darin abzulesen, wie ein Mensch zum Follower Jesu wird.

Lukas 5,27-29
Jesus sah einen Zolleinnehmer mit Namen Levi. Der saß an seiner Zollstation. Jesus sagte zu ihm: »Komm, folge mir!« Da ließ Levi alles zurück, stand auf und folgte ihm. Später gab Levi in seinem Haus ein großes Festessen für Jesus. Viele Zolleinnehmer und andere Gäste aßen mit ihnen.

Es hat gefunkt
Bei Levi war es offensichtlich Liebe auf den ersten Blick, als Jesus ihn sah und ihn aufforderte, mit ihm zu kommen. Vielleicht lag es an Jesu Ausstrahlung, dass Levi gleich spürte, wie Jesus ihm bis ins Herz schaute. Vielleicht war Levi gerade in einer Phase, wo er sich fragte, wo seine persönliche Reise hin ging. Ob es Zeit war, etwas grundlegend in seinem Leben zu verändern. Vielleicht war er auf der Suche nach dem Sinn im Leben, einer Aufgabe, die ihn erfüllte. Jedenfalls entstand durch Jesu Blick und seine Ansprache eine Beziehung, die Levi vom Stuhl riss.

Immer beginnt ein Leben mit Jesus mit einer solchen Initialzündung. Jesus sieht und spricht an, heute allerdings anders als damals. 

Für manche beginnt der Weg mit Jesus schon in der Kindheit, im Elternhaus. Die Eltern und Großeltern leben den Glauben vor, nehmen die Kinder mit. Die Kinder erfahren Jesus im Gebet und nehmen an den Glaubenserfahrungen der Eltern teil. 

Freunde nehmen mit zu Jesus. Jemand erzählte mir, wie er von einem Klassenkameraden zum Jugendtreff eingeladen wurde. Er hatte keine Lust hinzugehen, aber sie ließ nicht locker. Irgendwann ging er dann doch mal mit, war fasziniert von der Atmosphäre, den netten Leuten, den ernsthaften Gesprächen. Nach und nach kam er Jesus näher, bis er dessen Blick spürte, ganz persönlich.

Jesus kann an Wendepunkten im Leben begegnen. Da ist eine Not, und man spürt, da hilft nur noch Beten. Wenn das Gebet erhört wird, ist es eine starke Glaubenserfahrung: „Selbst um meine Not, obwohl ich eine unter Milliarden von Menschen bin, kümmert sich Jesus.“

Es muss keine Not sein, die einen Wendepunkt im Leben markiert. Wenn ein Baby geboren wird, eine Liebe entsteht, die Schule beendet ist, ein Wohnortwechsel ansteht, kommen wir ins Fragen nach Orientierung, werden wir sensibel für Hinweise und Ansprachen, auch für Begegnungen mit Jesus.

Eine Entscheidung wird getroffen
Levi stand auf, ließ alles zurück und folgte Jesus. Dabei war klar, dass Jesus vorausging, Levi hinter ihm herlief.

Manchmal habe ich den Eindruck, wir entscheiden uns für Jesus, lassen aber ihn hinter uns herlaufen. Jesus soll uns folgen, wenn wir die Richtung unseres Lebens bestimmen, einen Beruf wählen, uns für einen Partner oder eine Partnerin entscheiden, Schwerpunkte in unserem Alltag setzen. Jesus kann uns da folgen, wäre schön, wenn er uns seine Hand auf den Rücken legen würde, um uns einen Schub zu geben. Aber wenn er nicht folgt, ist es auch nicht schlimm, wir haben ja unsere Vorstellung, wie es weitergehen soll. Wenn unsere Pläne dann schief gehen, fragen wir uns frustriert, warum Jesus nicht geholfen hat. Wie sollte er, wenn er hinter uns läuft und wir nicht auf ihn achten?

Levi folgte Jesus drei Jahre und über Karfreitag und Ostern hinaus. Er war mit Jesus verbunden wie wenn sein Smartphone eine Bluetooth-Verbindung zu Jesu Smartphone gehabt hätte. Die Bibel bezeichnet die Verbindung als Heiligen Geist. Der Geist Gottes ermöglicht, dass ich mit Jesus so in Kontakt bin, dass ich merke, wo er mich haben will. 

In einer Gesprächsrunde sprachen wir darüber, wie das bei uns geht. Eine sagte, sie würde mitten in einer Tätigkeit auf einmal einen starken Impuls spüren, jemand anzurufen oder bei ihm nachzufragen. Und ganz oft geschieht es, dass diese Person rückmeldet, dass es genau der richtige Moment war. Andere erzählten von Stopp-Schildern, wie sie scheinbar grundlos ihren Plan nicht weiter verfolgen konnten. Und hinterher wurde klar, dass es ein großes Problem gegeben hätte, wenn sie weitergemacht hätten. 

Mit Jesus leben
Bei einem Liebesfilm erwarten wir, dass sich zwei Menschen am Schluss finden und der Film mit einem Happy End schließt. Doch dass zwei zusammenkommen, ist ja noch kein Ende, sondern eigentlich erst der Anfang. Spannend war es bis dahin, aber spannend bleibt es, was aus dem Paar einmal wird. Wie werden sie es schaffen zusammenzubleiben? Wie werden sie sich entwickeln? 

Mit der Entscheidung für Jesus ist es nicht getan. Leben mit Jesus hat Folgen, damals für Levi, heute für uns. Unser Wertesystem wird sich in Jesu Weise verändern, unsere Haltung wird sich der von Jesus angleichen, unsere Aktivitäten werden zunehmend in seinem Sinne verlaufen.

Ein paar Punkte kommen mir in den Sinn:

  • Bei Jesus ist jeder Mensch gleich viel wert. Das bedeutet, dass Minderwertigkeitskomplexe überwunden werden können. Egal, ob ich in irgendein Schema passe oder nicht, bin ich wertvoll für Jesus und er liebt mich so, wie ich bin. Allerdings bewirkt diese Sicht auch, dass ich mein Gegenüber respektiere, unabhängig von Status, Aussehen, Herkunft und sogar unabhängig davon, ob ich mein Gegenüber mag oder nicht.
  • Für Jesus haben die Schwachen Priorität. Jesus orientiert sich nach unten. Das ist nicht unbedingt modern. Es ist einfacher, sich zu den Angesagten in der Klasse zu halten als zu den Loosern. Es ist leichter, mit den coolen Typen zusammen zu sein als mit denen, die wenig Freunde haben. Es ist naheliegender, mich um meine eigenen Probleme zu kümmern, als jemand zu helfen, der gerade meine Unterstützung braucht.
  • Jesus war großzügig und erwartet das von mir. Levi zeigt, dass Jesu Großzügigkeit ihn ansteckte. Ein großes Fest feierte er mit Leuten, die ihm das nicht zurückgeben konnten, ihn nicht selbst auf große Partys einladen würden. Sie kamen ja mit Levi nicht mit. Und doch feierte er mit ihnen, um sie mit Jesus bekannt zu machen. Ich hatte das mal im Urlaub erlebt. Wir waren zu Besuch in einer kleinen Gemeinde. Da kam eine Frau auf uns zu und lud uns ein zum Essen, nahm uns mit ihrem Auto mit an den Strand, machte uns mit ihrer Familie bekannt. Sie wusste, dass sie nichts von uns erwarten konnte, nach ein paar Tagen waren wir wieder abgereist, aber sie teilte ihr Leben mit uns – großzügig. Das hat uns sehr berührt.
  • Jesus zeigt mir, dass ich meine Umwelt in den Blick bekommen muss. Er lässt mich meine Scheuklappen ablegen, als ob es immer nur um mich und meine Bedürfnisse geht. Er lenkt meinen Blick auf das, was ich verändern kann. Manche setzen sich deshalb für den Umweltschutz ein. Sie fühlen sich von Jesus dazu ermutigt, sich für ihre Lebenswelt stark zu machen, damit auch nachfolgende Generationen etwas davon haben.
  • Jesus gibt Aufgaben, die es zu entdecken gilt. Die ersten Nachfolger Jesu bekamen die Aufgabe, andere Menschen mit Jesus in Kontakt zu bringen. Sie reisten dafür quer durch die Welt und gründeten Gemeinden, wo sie hinkamen. Welche Aufgabe gibt Jesus uns? Sicher bleibt der Auftrag, andere mit Jesus in Berührung zu bringen, auch heute bestehen, doch wie wir diesen Auftrag ausführen, kann sehr unterschiedlich aussehen. Manche gehen nach Afrika, um dort mit den Menschen Projekte zu gestalten und ihnen Gottes Liebe weiterzugeben. Andere sitzen im Büro und versuchen, mit ihrer Arbeit dazu beizutragen, dass diese Welt lebenswert ist. Sie sind im Gespräch mit den Kollegen und können immer wieder Lichtpunkte Gottes weitergeben. Welche Aufgabe Jesus für uns hat, ist eine lebenslange Entdeckungsreise. Den Jugendlichen, die heute eingesegnet werden, wünschen wir von Herzen, dass sie dabei spannende und erfüllende Erfahrungen machen.
In Jesu Fußstapfen laufen, ist die beste Entscheidung, die wir treffen können. Denn Jesus wird uns einen Weg führen, der gut für uns ist und uns zum Ziel bringen wird. Nicht immer ohne Umwege und manchmal auch mit Sackgassen, doch niemals ohne Begleitung. 

Jesus sagt: „Ich bin der Weg, denn ich bin die Wahrheit und das Leben. Einen anderen Weg zum Vater gibt es nicht.“ (Johannes 14,6)

Cornelia Trick


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