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Liebe Gemeinde,
Selten ergeben sich solche Gespräche wirklich, aber immer wieder, nicht nur beim Bahnfahren. Da ist es gut, dass ich durch meine Gedankenspiele vorbereitet bin. Jesu letzter Satz vor seiner Himmelfahrt ging in diese Richtung und gilt bis heute: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20) Schon vorher gab Jesus seinen Jüngern genau diese Zusage. Er redete mit ihnen über die Zeit nach seiner Auferstehung, deutete an, dass sie in Gemeinden leben würden, in denen er mit seinem Geist gegenwärtig sein würde. Dazu gab er den Jüngern Leitlinien mit. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Zeit, sich diese Leitlinien neu zu vergegenwärtigen. Durch die Kontaktbeschränkungen sind wir ein bisschen voneinander getrennt, können im Abstand manches klarer sehen und erkennen, was uns verbindet und was uns im Miteinander Mühe bereitet. Das Wichtigste der Gemeindeordnung ziehe ich vor an den Anfang. Matthäus 18,19-20
Jesus in der Mitte
Bei einer Sitzung, als es um Renovierungsarbeiten ging, hatten wir Baupläne auf dem Tisch in der Mitte. Die gaben uns die Impulse und zeigten uns, wo wir handeln mussten. So wie die Baupläne damals gibt Jesus uns in unserer Mitte Impulse zum Handeln. Schauen wir auf ihn, wird uns klar, was als Nächstes dran ist. Und noch eine Situation zur Mitte kommt mir in den Sinn. Am Ende der Jungscharstunde fahren wir immer einen Servierwagen in den Raum, auf dem sich irgendetwas Leckeres zu essen befindet. Dieser Servierwagen ist wie ein Magnet. Egal, was die einzelnen Kinder gerade basteln, wo sie spielen oder ob sie sich gerade in der Ecke unterhalten, sie stürmen herbei und freuen sich über das Gute, das da auf sie wartet. So ist Jesus, er wirkt wie ein voller Servierwagen, wir kommen voller Vorfreude zu ihm, versammeln uns um ihn und warten darauf, was er uns schenkt. Die zwei oder drei kommen zusammen zum Gebet, zum Austausch mit Jesus. Er sagt zu, ihr Gebet zu erhören, wenn sie eins werden in ihrem Anliegen. Was er hier meint, ist sicher nicht, dass wir erst eine gemeinsame Weltsicht brauchen, um miteinander beten zu können. Nicht alle müssen den gleichen Fußballverein lieben oder die gleiche Partei wählen. Dieses Einswerden bedeutet etwas anderes. Wir sollen nicht unsere egoistischen Wunschlisten vor Gott bringen. Es geht vielmehr darum, uns klar zu werden, was Jesu Anliegen sein könnte, und es mit ihm zu besprechen. Im Moment könnte das so aussehen, dass drei gemeinsam beten, dass Jesus der ihnen bekannten Person begegnet, die von den Corona-Maßnahmen gerade hart getroffen wird. Dass er sie schützt, behütet und den drei Impulse gibt, wie sie helfen können. Der Vater im Himmel, so sagt Jesus, wird die Bitte, die Jesus ihm weiterleitet, in seine Hände nehmen und etwas daraus machen. Wir wissen aus unserer Lebenserfahrung, dass Gottes Antworten auf unsere Gebete oft beträchtlich von unseren Vorstellungen abweichen. Wir können uns aber an zwei Worten festhalten, die gelten: Gott wird. Er wird unsere Anliegen aufnehmen und darauf reagieren, das steht fest, auch wenn es sich anders anfühlen sollte. Gebet ist die Grundlage
des Gemeindelebens
Matthäus 18,15-17
Ziel aller Versuche, Verletzungen zu heilen, ist, Gemeinschaft wiederherzustellen. Auch nach einem Streit sollen wir wieder zusammenfinden. Dazu stellt Jesus ein Deeskalationskonzept auf: Stufe 1: Wenn mir jemand wehtut, soll ich es direkt mit ihm klären. Das leuchtet theoretisch ja völlig ein. Niemand soll unnötig in die Auseinandersetzung hineingezogen werden, eine Wunde sollte gesäubert werden, ehe sich Entzündungen und Eiter bilden. Bei einer Tagung hörte ich ein Referat zu diesem Thema. Der Vortragende legte uns an Herz, sofort einem komischen Bauchgefühl nachzugehen und das Gespräch direkt zu suchen. Zwei Wochen später stand ich vor der Frage. Sollte ich jetzt direkt hingehen oder abwarten? Ich hätte die fällige Aussprache sehr gerne auf die lange Bank geschoben, aber bin doch dem Rat des Referenten gefolgt. Es war kein einfaches Gespräch, aber hat so schnell für Klarheit gesorgt. Wir konnten ohne Gesichtsverlust in die Zukunft gehen, ja, hatten Wichtiges aus der Konfrontation gelernt. Nicht immer sind solche Gespräche allerdings zielführend. Dafür nennt Jesus eine zweite Stufe: Stufe 2: Zeugen werden zum Gespräch dazu genommen. Die sollen nicht Zeugen dafür sein, ob der oder die nun im Recht oder Unrecht ist, sondern sie sollen Zeugen des Gesprächs werden. Die Kontrahenten auf der Sachebene ansprechen, ihnen spiegeln, wenn sie etwas falsch verstanden haben, und hilfreiche Anregungen geben, wie eine gemeinsame Ebene erreicht werden kann. Sie werden auch feststellen, ob man wirklich nicht mehr miteinander kann oder eine Seite so verhärtet ist, dass nur noch ein Abbruch möglich ist. Zeugen entlasten und geben eine weitere Perspektive. Führt das Gespräch auch so nicht weiter, bleibt noch eine letzte Stufe: Stufe 3: Eine Gemeindeversammlung tagt und lässt die Person los, die keine gemeinsame Basis mehr sieht oder erkennen lässt. Ist eine Beziehung zerrüttet und auch das Vertrauen in die Gemeinde geschwunden, hilft es nur noch, die Person Jesus direkt anzubefehlen. Der Hirte sorgt sich um das Schaf, so Jesus um den Menschen, der aus welchen Gründen auch immer aus der Gemeinschaft gefallen ist und bei dem die Gemeinde in diesem Konflikt als Ort der Heilung versagt hat. Matthäus 18,18
Gemeinde, die Jesus in der Mitte hat, handelt in Jesu Auftrag. Wo Vergebung geschieht, ist das in Gottes Sinne. In jedem Vaterunser, im seelsorglichen Gespräch, beim Abendmahl wird deutlich, dass Jesus die Kraft zur Vergebung schenkt und sie von seinen Geschwistern erwartet. In Zeiten von Corona-Maßnahmen kommen wir uns nicht so nahe. Das ist eine Gelegenheit, unsere Altlasten anzusehen und zu entsorgen. Wir können auch per Telefon und beim Spaziergang zu zweit gute Gespräche führen und einander nahe sein im Gebet. Jesus in der Mitte legt uns ans Herz: „Geh dem einen, der einen nach, mit der du noch ein Thema offen hast, und hilf, dass eure Beziehung der Gemeinschaft mit Jesus entspricht.“ Cornelia
Trick
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