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Liebe Gemeinde,
„Wo ist Walter?“ von Martin Handford ist ein ganz besonderes Wimmelbuch. „Walter“ ist ein Weltenbummler, der es offenbar liebt, in Menschenmengen an ganz verschiedenen Orten einzutauchen. Immer trägt er eine blaue Hose, einen rot-weiß geringelten Pullover, Brille und Pudelmütze. Die Aufgabe für die Beobachter ist, Walter in der Menschenmenge zu finden. Auf den ersten Bildern der Bücher ist das noch relativ einfach, doch nach und nach wird es schwieriger. Immer mehr wuselnde Menschen umgeben ihn, und andere tauchen auf, die ihm fast zum Verwechseln ähnlich sehen. Beim Nachdenken über Menschen der Bibel habe ich mich an diesen Walter erinnert. Diese Leute hatten bei ganz unterschiedlichen Lebenswegen eines gemeinsam. Sie suchten nach Gott, und wenn sie ihn gefunden hatten, war das Erstaunen groß. Vielleicht sind ja nicht nur Menschen der Bibel damals auf der Suche gewesen, sondern wir genauso, auf der Suche nach Gott – wie in einem Wimmelbuch auf der Suche nach Walter. Zwei Lebensgeschichten habe ich heute ausgewählt, die uns zum Miterleben einladen. Der Schatzmeister aus Äthiopien Apostelgeschichte 8,27-30
Der Schatzmeister der äthiopischen Königin hatte schon einen langen Weg hinter sich. Offenbar hatte er in Äthiopien vom Gott Israels gehört. Er war neugierig geworden auf diesen Gott, der sein Volk liebte und der diesem Volk Gebote gab, die für eine gerechte Gesellschaft sorgen sollten, in der jeder genug zum Leben hatte und niemand unterdrückt wurde. Der Schatzmeister wollte mehr über diesen Gott erfahren und hatte sich in Jerusalem eine Schriftrolle des Propheten Jesaja gekauft. Doch für ihn waren die Worte völlig unverständlich. „Hä?“, wird er gestöhnt haben, „was soll ich damit in meinem Alltag anfangen?“ Gott schickte ihm Philippus, einen jungen Christen, der wohl die Gabe hatte, anderen den Glauben nahe bringen zu können. Und so entspann sich nach dessen Eingangsfrage ein lebhaftes Gespräch. Inhaltlich wissen wir natürlich nicht viel darüber, aber auf jeden Fall lud Philippus den Äthiopier ein, Jesus zu vertrauen, der auch ihm, einem Nicht-Juden, zusagte, ihn nach Äthiopien zu begleiten, ihm nahe zu sein, ihn mit Gott zu verbinden und ihm seine Kraft zu geben. Ausgehend von Jesaja 53 entfaltete Philippus, dass Jesus dieser Gottesknecht ist, der die gestörte Verbindung zu Gott wiederherstellt. Philippus ergriff die Hand Jesu und ließ sich am Weg an einer Wasserstelle taufen. (Apostelgeschichte 8,31-39) Der Finanzmann hatte Gott gesucht wie ich Walter im Wimmelbuch. Er hatte ihn gefunden, sich taufen lassen. Aber eigentlich ist er gefunden worden. Der Schatzmeister suchte, aber Jesus wartete längst auf ihn und schickte ihm Philippus. Er fand ihn in seiner Kutsche, er nahm ihn an die Hand, er brachte ihn mit Jesus in Berührung. Unser Suchen
Ich suche nach Anerkennung. Wichtig ist für mich, dass ich weiß, ich bin etwas wert. Ich bin von Herzen geliebt. Es gibt jemand, der alles stehen und liegen lässt, wenn ich ihn brauche. Ich suche danach, dass jemand sich für das interessiert, was mich beschäftigt und mehr noch, dass es ihm so wichtig ist wie mir. Ich suche nach Zugehörigkeit. Ich möchte so selbstverständlich dazu gehören, dass mich niemand fragt: „Was machst du hier? Warum bist du hier? Wie lange bleibst du noch?“ Ich möchte mich fallenlassen können und zuhause sein. Ich möchte erwartet werden und durch Aufgaben eingebunden sein. Ich möchte mit Entscheidungen treffen und nicht im Gaststatus verharren. Das sind zwei wichtige Such-Themen, Anerkennung und Zugehörigkeit, nicht nur für mich, ich denke, sie sind für viele aktuell. Würden wir sie mit Jesus in Verbindung bringen? Würden wir nach Jesus suchen, wenn es uns um Anerkennung und Zugehörigkeit gehen würde? Jesus steht doch in der allgemeinen Wahrnehmung, wie ich es in Umfragen höre und aus meinem Umfeld kenne, eher für gestern, Tradition, Zwänge, vielleicht noch für die Diakonie-Station. Es braucht wohl einen Philippus oder eine Philippa, die den Blick weitet, um Jesus zu finden. Es braucht Jesus selbst, der auf uns zugeht, unser Herz berührt, uns zuspricht, Geliebte Gottes zu sein und zu seiner neuen Familie gehören zu dürfen als vollwertiges Mitglied. Kann ich mich in dem Finanzminister aus Äthiopien wiedererkennen? Wonach suche ich gerade? Vielleicht hat Jesus schon einen Philippus oder eine Philippa losgeschickt, die mir wichtige Hinweise geben, mich mit Jesus zu treffen. Paulus Apostelgeschichte 9,1-6
Paulus dachte, er hätte Gott längst gefunden. Er kannte sich als Pharisäer in der Bibel aus wie kein Zweiter. Aber dann kam der Einschnitt vor Damaskus. Es ist, als hätte er erkennen müssen, dass sein „Walter“, den er längst gefunden hatte, der falsche war. Der Richtige stellte sich ihm auf die harte Tour vor. Der wissende, klar sehende Paulus wurde blind, angewiesen darauf, dass ihm ein Christ die Hand auflegte. Seine Vorstellungen von Gott wurden über den Haufen geworfen. Er lernte nun, dass er sein Leben nicht selbst im Griff hatte, dass er nicht mehr genau wusste, was Gott wollte, sondern dass er sich von Jesus führen lassen musste. Er veränderte sein Glaubensverständnis grundlegend, atmete die Freiheit, Kind Gottes zu sein, spürte die Liebe Jesu in seinem Herzen, die ihn bereit machte, zu Menschen zu gehen, die aus anderen Kulturen waren und die Jesus genauso vorbehaltlos lieben wollte wie Paulus mit seiner makellosen Abstammung und Ausbildung. Erkenne ich mich in Paulus wieder? Habe ich den Eindruck, schon längst gefunden zu haben? Habe ich mir mein Leben eingerichtet, und ja, Gott ist auch irgendwie dabei, aber mehr als „Walter“ in einem Wimmelbild, einer unter vielen, der leicht übersehen wird? Unser Sturz vor Damaskus
Es können Zeiten sein, in denen uns Jesus begegnet, wie er wirklich ist. Er zeigt sich und beleuchtet unsere Vorstellungen von ihm in einem ganz anderen Licht. Mit einem Leitsatz wie „Immer so weiter und möglichst nichts Unrechtes tun, dann wird schon alles gut“ kommen wir nicht mehr zurecht. Wir werden aufmerksam darauf, was Jesus sagt, wir hören vielleicht zum ersten Mal wirklich seine Stimme wie Paulus damals. Was könnten wir von Jesus hören?
Jeremia 29,13-14
Cornelia
Trick
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