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Liebe Gemeinde,
Wenn wir in knapp zwei Wochen die Geburt Jesu feiern, sind wir mitten in der Geschichte Gottes mit seinen Menschen und speziell dem Volk Israel begann. Auch in dieser Geschichte gibt es einen Fährmann, der uns aus der Zeit Israels in den Neuaufbruch mit Jesus führt, Johannes der Täufer. Er greift das auf, was Menschen in Israel von Gott und der Zukunft erwarteten, und bereitet sie auf Jesus vor. Dabei weiß er selbst noch nicht, wie es mit Jesus werden wird. Er weiß zunächst nur von einem „Stärkeren“, der kommen wird. Der Fährmann Johannes geht bei diesem Stärkeren davon aus, dass er die Erwartungen, die Propheten in Israel geschürt hatten, genauso erfüllen wird: Gott wird über die Welt zu Gericht sitzen und sie zur Verantwortung ziehen. Gott wird einen Erlöser schicken, der als König Gottes Herrschaft durchsetzt. Die römischen Besatzungstruppen wird er vertreiben, die Fremdherrschaft beenden, nur Gott wird über Israel regieren und Frieden für die ganze Welt wirken. Johannes wusste sich als Bote, der das unmittelbare Gericht Gottes ankündigte und die Menschen dazu aufrief, möglichst umgehend ihr Verhältnis zu Gott zu bereinigen. Markus 1,2-8
Johannes Auftrag
Ich stelle mir die Menschen, zu denen Johannes sprach, als Obstbäume vor. Sie haben Triebe, die Früchte tragen, aber auch abgestorbene Zweige sind dazwischen. Johannes erwartete, dass Gott mit Feuer über diese Obstbäume fahren würde. Wo immer ein dürrer Ast war, würde dieser verbrannt und mit ihm der ganze Baum. Johannes mahnte zur Umkehr zu Gott. Er wollte verhindern, dass mit den dürren auch die lebendigen Äste verbrannt wurden. Er forderte die Leute auf, das, was von Gott trennte, auszuräumen, damit sie das Gerichtsfeuer überstanden. Er gab den Leuten, die zu ihm an den Jordan kamen, ein Zeichen, etwas, das sie mit all ihren Sinnen erfassen konnten. Er tauchte sie im Jordan unter. Das Wasser reinigte sie. Nun durften sie gewiss sein, für den Besuch Gottes waren sie vorbereitet. Die Menschen strömten
zu Johannes
Der Fährmann Johannes nimmt auch uns in der Adventszeit mit. Er bringt uns zwar nicht wie damals aus dem ersten Bund mit Abraham in den neuen Bund mit Jesus, aber er begleitet uns aus unserem täglichen Leben mit all seinen Höhen und Tiefen in die Weihnachtsstunde, wo Gott uns wieder neu an seinen Besuch vor 2020 Jahren erinnern will. Wo die Chance besteht, auch dieses Jahr wieder neu anzufangen mit Jesus, die dürren Äste auszuschneiden und dem Leben Raum zu geben. Beim Nachdenken über die dürren Äste in meinem Leben bin ich zunächst auf die Äste gestoßen, die Paulus im Brief an die Galater als dürr bezeichnete. Es ist eine ganze Auflistung, damals so aktuell wie heute. Zusammengefasst geht es um die Themen: Sexuelle Gewalt, Egoismus, Feindschaft und Lagerbildung, Neid und Süchte (Galater 5,19-21). Klar, da fällt mir zu jedem Punkt etwas ein, allerdings muss ich zugeben, dass mir da vor allem andere einfallen, denen ich diese dürren Äste zuordnen würde. Aber ich? Und auch wenn ich an meine Gemeinde denke, bin ich froh und zutiefst dankbar, dass diese dürren Äste nicht offensichtlich zwischen uns stehen. Deshalb schaue ich genauer hin und finde da noch andere Haltungen, die sich nicht mit meinem Glauben an Jesus und meinem Vertrauen zu ihm vereinbaren lassen:
Johannes erinnert uns, dass wir mit unseren dürren Zweigen zu Jesus kommen können. Jesus versteht uns und freut sich, dass wir etwas ändern wollen. Oft ist es wirkungsvoller, es vor einem Zeugen, einer Zeugin zu tun, sie kann helfen, den eigenen Untiefen auf die Spur zu kommen, und Jesu Vergebung zusprechen. Es ist anders, sie zugesprochen zu bekommen als sie sich selbst zu sagen. Taufe mit Fortsetzung
Seit Jesus hat die Verkündigung von Johannes eine andere Perspektive bekommen. Anders als Johannes setzte Jesus seinen Schwerpunkt nicht auf das nahe Gerichtsurteil Gottes, sondern darauf, Gottes Kraft ins eigene Leben fließen zu lassen und mit seiner Hilfe die lebendigen Äste zu entwickeln. Sein Heiliger Geist wirkt bis heute und ermöglicht uns, gute Früchte hervorzubringen wie es im Galaterbrief weiter heißt: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Güte und Großzügigkeit, Treue, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung. (Galater 5,22-23) Auch die Sorgenschleifen werden mit Jesu Hilfe kürzer, der Kleinglaube wächst hinein in ein umfassendes Vertrauen und der Kleinmut weicht der Courage. Das erfordert Mitarbeit, aber darüber denken wir dann im neuen Jahr nach. Heute gilt unser Augenmerk dem Fährmann Johannes, er erinnert uns an Baumschneide-Maßnahmen, und wir haben gegenüber den Menschen damals den Vorteil, dass Jesus schon da ist und uns dabei hilft. „Glücklich ist der Mensch, der in dieser Weise lebt. Er gleicht einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Seine Früchte trägt er zu seiner Zeit und seine Blätter welken nicht. Alles, was er tut, gelingt ihm gut.“ (Psalm 1) Cornelia
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